Veröffentlicht am 23. August 2024

Bürgermeister Johann Lueger im Sommergespräch

Am Gemeindeamt Opponitz stellte sich Bürgermeister Johann Lueger den Fragen „Der Ybbstaler“-Redakteurin Adi Tazreiter. (Anm. der Redaktion: Das Gespräch wird in „Du“-Form geführt.) Mit Bgm. Johann Lueger steht ein 57-jähriger, dreifacher Familienvater und Landwirt den 1.035 Bürgern der Gemeinde vor. Der Ort Opponitz ist flächenmäßig die kleinste Gemeinde des Ybbstals mit einer Fläche von 39,5 Quadratkilometern.

Passbild von einem Mann
Bürgermeister Johann Lueger zVg

Griaß di, Herr Bürgermeis­ter, die Politiker haben Sommerpause, danke, dass du dir Zeit nimmst für ein Plauscherl. Wenn ich mich richtig erinnere, bist du vor der Gemeinderatswahl 2015 bereits als Vizebürgermeister dem damaligen Bgm. Leo Hofbauer in seinem Amt nachgefolgt und du bist als Spitzenkandidat für die ÖVP angetreten.
Nach dem überraschenden Rücktritt von Leopold Hofbauer im September 2014 wurde ich als damaliger Vizebürgermeister innerhalb einer vorgegebenen Frist vom Gemeinderat einstimmig zum Bürgermeister von Opponitz gewählt.
Für mich war es damals eine sehr hektische Zeit, da ich mich rasch entscheiden musste, ob ich im Jänner 2015 als Spitzenkandidat der ÖVP antreten werde. Nach Rücksprache mit meiner Frau Marianne und dem zugesagten Rückhalt meiner Fraktion war es klar, ich trete als Spitzenkandidat an. Im Ybbstal war es damals etwas Besonderes, dass die ÖVP-Liste von mir in eine parteinahe Liste „WIR für OPPONITZ – Liste Lueger“ abgeändert wurde. Die Gemeinderäte wurden bei diesem Modell nur aufgrund ihrer Vorzugsstimmen in den Gemeinderat gewählt.
Dieses Wahlmodell hat mir recht gegeben und wir erhöhten unsere Mandate von acht auf zehn. Bei der Gemeinderatswahl 2020 sind mein Team und ich mit dem gleichen Modell angetreten und wir konnten auf 12 von insgesamt 15 Gemeinderatsmandaten erhöhen.

Das sind immerhin zehn Jahre! Zeit für eine Rück- und Vorschau. Wie geht’s dir in und mit diesem Amt?
In Summe ist es ein sehr herausfordernder, spannender und auch schöner Job, an der Spitze einer Gemeinde zu stehen und mit dem Gemeinderat und den Gemeindebediensteten für die Bevölkerung von Opponitz zu arbeiten. Im letzten Jahrzehnt hat sich auch vieles verändert, rechtlich ist es noch heikler geworden, die Finanzlage als Abgangsgemeinde ist noch angespannter und die Bevölkerung ist kritischer geworden.

Wie bringst du deinen Beruf, Familie und Bürgermeisteramt unter einen Hut? Wie geht sich das alles aus?
Mein Beruf als Landwirt ist irgendwie auch ein Vorteil fürs Bürgermeisteramt, da ich mir den Arbeitstag selbst einteilen kann. Natürlich wird’s manchmal stressig, dass man alles unter einen Hut bringt, wie zum Beispiel die Stallarbeit mit dem Melken der Kühe morgens und abends, der Heu- und Silageernte, die ja nur bei Schönwetter möglich sind. Parallel dazu sind viele Termine am Gemeindeamt wahrzunehmen, wobei ich versuche, Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag vormittags anwesend zu sein, um vieles abzuarbeiten und zu erledigen. Darüber hinaus sind viele überregionale Termine wahrzunehmen, da die Ybbstalgemeinden in den vergangenen Jahren viel enger zusammenarbeiten als früher, sei es Ybbstalradweg Verband, Wirtschaftspark Ybbstal, Kleinregion Ybbstal, Tourismusregion Ybbstaler Alpen und Naturpark Ybbstal. Dazu kommen noch die öffentlichen Termine von Veranstaltungen und Feierlichkeiten.
All das ist nur möglich, weil ich die Unterstützung und den Rückhalt von meiner Frau Marianne und von meinem Sohn Johannes habe. Manchmal denk ich mir schon, dass meine Frau auf vieles verzichten muss und sie sehr viel Verständnis hat. Ich bin ja sehr viel unterwegs und möchte das Amt als Bürgermeister so gut wie möglich ausüben. Meine kompetente und engagierte Amtsleiterin Tatjana Stangl ist eine große Stütze für mich und mein Stellvertreter in der Gemeinde Vizebürgermeister Ernst Steinauer vertritt mich bei Terminkollisionen in den verschiedensten Bereichen. Sehr wichtig ist für mich auch ein gutes Zeitmanagement, um anstehende Arbeiten am Hof und am Gemeindeamt möglichst rasch erledigen zu können.

Braucht man eine dicke Haut als Bürgermeister?
Als Bürgermeister braucht man schon eine dicke Haut und man darf vieles nicht zu nahe an sich heranlassen, um noch ruhig schlafen zu können. Leider muss ich manchmal auch zu dem einen oder anderen Anliegen eines Gemeindebürgers „Nein“ sagen, da ich mich an gesetzliche und finanzielle Rahmenbedingungen zu halten habe und mir die Gleichbehandlung aller Bürger sehr wichtig ist.

Was hat sich getan in Opponitz?
Ja, es hat sich einiges getan! Der Ybbstalradweg wurde in unserer Gemeinde mit dem Ankauf des Bahnhofareals samt Gebäude sehr gut umgesetzt. Der Parkplatz beim ASZ und hinter dem Feuerwehrhaus ist auch nicht mehr wegzudenken. Das Wildbachprojekt „Hühnergraben“ wurde fertiggestellt und die Engstelle bei der Landesstraße im Bereich der Familie Rößler wurde entschärft. Der Glasfaserausbau im Ortskern ist abgeschlossen und im ländlichen Gebiet ist er gerade in Arbeit. Auch wird ständig in unsere Güterwege investiert, um sie gut zu erhalten. Die Umwidmung zum Betriebsgebiet in der „Hofau“ ist erfolgt und ich hoffe, dass die Firmen Fuchs Metalltechnik und die Firma E-Wolf bald ihre neuen Standorte errichten. Weiters wurden noch viele größere und kleinere Projekte wie der Ausbau der Infrastruktur Richtung Seeburg umgesetzt. Ganz aktuell sind wir in der Aufbereitung und Ausschreibung eines Gemeindestraßenprojekts zwischen dem Musikheim und dem Kirchenwirt, hier soll heuer noch begonnen werden. Mit meinen guten Kontakten zum Land Niederösterreich ist es möglich, bei größeren Projekten finanzielle Unterstützung in Form von Sonderbedarfszuweisungen zu bekommen.

Hast du deine gesteckten Ziele schon erreicht?
Für unsere Dorfgemeinschaft wäre es mir persönlich sehr wichtig, dass Wohnraum auf den „Rittgründen“ entsteht, eine zweite Trinkwasserquelle erschlossen und das Wildbachprojekt im Ortskern umgesetzt wird. Ein sehr wichtiges Thema ist für mich auch der Volksschulneu- oder- umbau. Dieses Projekt für die Schulkinder benötigt eine sehr lange Vorlaufzeit und wird eine große finanzielle Belastung für unsere Gemeinde darstellen.

Im Hinblick auf die Nationalratswahl im September, gibt’s von dir aus Bedenken?
Die Nationalratswahl am 29. September wird sehr spannend, weil es zurzeit drei fast gleich starke Parteien gibt. Der extrem rechte und linke Rand in der Wählerschaft sollte meiner Meinung nach nicht allzu stark werden. Ich würde mir wünschen, dass die politische Mitte gestärkt wird.

Ist es nicht so, dass die Politiker an der Basis viel mehr von den Ängsten, Sorgen und
Nöten der Bürger mitbekommen, aber auch gescholten werden?

Der Politiker in der Gemeinde bekommt natürlich am meisten von den Ängsten und Sorgen der Bevölkerung mit, weil er ständig vor Ort ist.

Hast du Wünsche an „die da oben“ – an die Regierung in Wien?
An die Regierung in Wien habe ich schon den Wunsch, dass sie sich immer ihrer Verantwortung bewusst sind und dass nicht das parteipolitische Machtspiel im Vordergrund steht. Ich wünsche mir, dass ehrliche, transparente und bürgernahe Arbeit für die Menschen in Österreich geleistet wird.

Das ist ein schönes Schlusswort! Hans, danke für das informative und ehrliche Gespräch!

Veröffentlicht am 23. August 2024

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