Veröffentlicht am 6. September 2024

Gelassenheit und vorauseilende Toleranz

Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr

Es zahlt sich wirklich aus, zu Veranstaltungen wie den Konviktgartenkonzerten zu gehen. Das sage ich nicht deswegen, um Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, nach dem letzten dieser Konzerte am vergangenen Sonntag für das heurige Jahr lange Zähne zu machen und mit dem gleichzeitigen Signal „leider für heuer zu spät“ das Gefühl zu geben, etwas versäumt zu haben. Der nächste Sommer kommt bestimmt, und bestimmt kommen die beliebten Konzerte wieder. Der Besuch zahlt sich schon allein deswegen aus, weil bei all diesen Konzerten unsere Musikkapellen auf sehr hohem Niveau musizieren, wie zuletzt der Musikverein Konradsheim, und dabei auch ihrem Nachwuchs entsprechende Auftrittschancen geben.

Ein anderer Grund, warum man diese Konzertbesuche nur empfehlen kann, ist die lockere und unaufgeregte Atmosphäre, in der dort an den Tischen diskutiert wird. Folgendes ist mir am Sonntag passiert: Ich setzte mich an den Tisch, wo ein guter Bekannter mir zuwinkte. Dabei platzte ich in ein Gespräch, das sich um die neuen Pfarrverbände drehte. Ein paar reifere Herren und jüngere Damen diskutierten beherzt und unaufgeregt, was sich wohl mit der Einrichtung von Pfarrverbänden in Waidhofen und im Oberen Ybbstal für die Pfarrmitglieder ändern wird. Wie viel Zeit werden die neuen Pfarrer Christian Poschenrieder (Stadtpfarre Waidhofen, Zell, Konradsheim, St. Leonhard/Walde und Böhlerwerk) und Johann Wurzer (Opponitz, Hollenstein und St. Georgen/Reith) bei so viel Arbeit und Verantwortung für die persönliche Seelsorge in den Pfarren aufbringen können? Werden die Pfarrherren von Sonntagsmesse zu Sonntagsmesse hasten müssen, um alle Pfarren im Verband zufriedenstellen zu können? Wird es weiterhin Wortgottesdienstleiterinnen geben? Wird sich in den Festabläufen, die man so gewohnt ist, etwas ändern? Und viele andere Fragen mehr beschäftigten die Damen und Herren im Schatten der Konviktgartenbäume in ehrlicher Sorge. Was zeigt das? Wie nahe man auch immer der Kirche stehen mag, das Sonntags- und Wochengeschehen in den Orten und Dörfern hängt doch wesentlich vom Pfarrleben ab und betrifft die Gemeinschaft ungemein.

Eines war aber besonders bemerkenswert – einer der Herren meinte: „Schauen wir uns das Ganze doch einmal ganz ohne Vorurteile an. Strecken wir die begrüßende Hand aus und fällen wir frühestens in drei Monaten erst ein Urteil! Geben wir dem neuen Pfarrer eine gerechte Chance!“ Das nenne ich Gelassenheit und vorauseilende Toleranz im besten Sinn!

Beim Weggehen dachte ich mir noch: Was für die Pfarren im Ybbstal gilt, gilt das vielleicht auch für die nächste Bundesregierung, die nach den Wahlen am 29. September wohl nicht vor Weihnachten stehen wird? Schauen wir uns das Ganze doch einmal ganz ohne Vorurteile an! Geben wir den Parteien doch eine Chance, uns positiv zu überraschen.

Der Herr am Konvikt­gartentisch hat mir jedenfalls versprochen, dass er mir nach Ab­warten dieser Toleranzzeit in seiner Pfarre einen Leserbrief schreiben wird. Und auf diesen Leserbrief freue ich mich schon heute.
P. S.: Allen Kindern, Jugendlichen, den Eltern und der Lehrerschaft wünschen wir einen erfolgreichen Schulstart!

Veröffentlicht am 6. September 2024

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