Veröffentlicht am 15. Juli 2024 von Leo Lugmayr

Land der Freiwilligkeit

Von Herausgeber Leo Lugmayr

Wer in dieser Woche eine der Aufführungen der Waidhofner Volksbühne besucht hat, mag sich gewundert haben: So viele fleißige Hände, so viele Schauspielerinnen und Schauspieler, so viele Musikerinnen und Musiker! Wenn die Vorstellung aus ist, ist alles flugs wieder auf- und zusammengeräumt. Am nächsten Tag steht diese Armee der fleißigen Hände bereits Stunden vor Vorstellungsbeginn wieder im Schlosshof, um alles vorzubereiten. Das klappt, und wie!

Nach der Premiere hat mich am Freitag ein Gast aus Linz gefragt: „Wie kann sich ein Kleinstadt-Theater so viele Beschäftigte leisten?“ Meine Antwort hat er dann nicht glauben wollen: „Die machen das alle ehrenamtlich, da bekommt niemand einen Lohn“. Nicht nur die Schauspieler proben monatelang ohne Sold und spielen dann den ganzen Juli unentgeltlich, auch die „Gelbhemden“ der Volksbühne servieren die Getränke um Gotteslohn und tragen überdies ihre gelben T-Shirts mit sichtlichem Stolz, weil sie spüren, was es heißt, Teil eines großen Ganzen zu sein.
Das Einzige, was sie davon haben, ist vielleicht die Einladung zur Weihnachtsfeier und zum Vereinsausflug, den die Volksbühne im kommenden September in Form eines gemeinsamen Kulturausflugs nach Wien macht und dabei unter anderem das neue Parlament besucht. (Sorry, das ist mir jetzt passiert!)

Diese Ehrenamtlichkeit bildet sich auch bei den Konviktgartenkonzerten, Feuerwehrfesten, dem Ybbsitzer Blechklang, den Vereinswandertagen und vielen anderen Events ab. Denn nicht nur die Schauspieler, auch die Musiker aller Genres, die Mitglieder der Blasmusikkapellen, die Feuerwehrleute und die Freiwilligen bei der Rettung, sie alle arbeiten ehrenamtlich und tragen auch ehrenamtlich viel Verantwortung.

3,5 Millionen Menschen sind in Österreich in 250.000 Vereinen auf die eine oder andere Art ehrenamtlich tätig, jede dritte Österreicherin, jeder dritte Österreicher! Das ist für das soziale Leben und den Zusammenhalt der Gesellschaft von enormer Wichtigkeit. Diese Kultur der Freiwilligkeit ist europaweit einzigartig! Das hat auch unser Staat erkannt. Der Ehrenamtssprecher des Nationalrats, der Ybbsitzer Andreas Hanger, zählt auf, was der Nationalrat dazu zuletzt alles beschlossen hat: Es wurde ein neues Freiwilligengesetz und ein Gemeinnützigkeitsreformgesetz beschlossen. Darin wurde etwa allen gemeinnützigen Vereinen Spendenabzugsfähigkeit zugestanden. Das Zweckzuschussgesetz für Rettungsdienstträger wurde verbessert. Ganz aktuell wurde der Garantiebetrag aus dem Katastrophenfonds für freiwillige Feuerwehren von 95 auf 140 Millionen Euro erhöht. Es ist wirklich viel gemacht worden, und es wird dabei immer das Augenmerk darauf gelegt, dass Ehrenamt auch Ehrenamt bleibt.

Wir als Zeitung „Der Ybbstaler“ wollen dazu auch etwas beitragen. Ab der nächsten Ausgabe starten wir eine Serie zum „Freiwilligen-Netzwerk“. Das ist eine Informationsplattform, wo sich Vereine, die ehrenamtliche Mitglieder suchen, vorstellen können und Menschen, die ehrenamtlich tätig werden wollen, informieren können. Gerne unterstützen wir das Ehrenamt!

Veröffentlicht am 15. Juli 2024 von Leo Lugmayr

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