Veröffentlicht am 9. August 2024

Toleranz ist so eine Sache

von Fritz Stummer

Die Olympiade in Paris, die derzeit für Österreich ja noch nicht so rund läuft, wurde mit einer spektakulären Show eröffnet, die mich als TV-Zuseher staunen ließ. Die „Grande Nation“ zeigte, was sie so alles zu bieten imstande ist, präsentierte Louvre, Notre Dame und Eiffelturm in fulminanten Inszenierungen und Lightshows und bot Superstars des Showbiz auf, um zu beeindrucken.

Ein Showblock ist allerdings etwas in die Hose gegangen. Um bacchantische Lebenslust, die scheint’s auch zum Savoir-vivre der Franzosen gehört, darzustellen, wurde Leonardo da Vincis „Letztes Abendmahl“ als orgiastisches Fest mit Dragqueens nachgestellt. Männer in Frauenkleidern als Jesus und seine Jünger, das war dann doch so manchem zu viel und man sprach von Verhöhnung von Millionen von Christen. Vatikan und die Rechtsregierung Italiens protestierten energisch und das gewohnt laizistische Frankreich entschuldigte sich (halbherzig) und versicherte, diesen Showteil so nicht gemeint zu haben.

Auf der anderen Seite aber können wir uns gar nicht vorstellen, dass sich islamgläubige Menschen durch Mohammed-Karikaturen beleidigt fühlen. Wie tragisch das mit der Satirezeitschrift Charlie Hebdo 2015 ausging, ist uns in grauenvoller Erinnerung.

Die Lehre, die daraus zu ziehen wäre, ist, dass religiöse Gefühle sehr tief gehen, aber niemals Grund oder gar Rechtfertigung für Gewalt sein dürfen. Im Islam ist diese Hemmschwelle zur Gewalt leider nicht gegeben und Morde und Massaker im Namen Allahs werden von Ajatollahs direkt in Auftrag gegeben, wie etwa beim Schriftsteller Salman Rushdie.

Nehmen wir Christen doch eine etwas entspanntere Position ein und „lassen die Kirche im Dorf“. Dragqueens sind keine Gefahr für die Christenheit, sie sind Ausdruck einer bunten, sich wandelnden und offeneren Gesellschaft und beleidigt haben sie mich schon gar nicht. Toleranz ist wohl der Terminus, der hier ins Spiel gebracht werden muss. Das „Letzte Abendmahl“ satirisch zu verfremden, muss genauso erlaubt sein, wie Mohammed zu karikieren. Ich denke, es wird mit zweierlei Maß gemessen, wenn man empört aufschreit, weil man mit unserer Religion keine Scherze machen darf und andererseits bei Mohammed-Karikaturen nur mit den Achseln zuckt.
Das Gute ist nur, dass der Dragqueen-Skandal schon bald vergessen sein und der Vatikan keine Killerkommandos nach Paris entsenden wird, um religiöse Rache zu üben. Leider bin ich mir da auf islamischer Seite nicht so sicher, dass ein „Frevel der Ungläubigen“ ungeahndet bliebe.

Veröffentlicht am 9. August 2024

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